Trendwende? Sorge ums Klima steigt wieder
Klimabesorgnismonitor von INTEGRAL und SPECTRA: Dieser Sommer macht nachdenklich
Der Sommer 2024 hat alle bisherigen Hitzerekorde buchstäblich in den Schatten gestellt. Das war in den Vorjahren nicht anders, doch ging in jüngerer Zeit die wahrgenommene Relevanz des Klimawandels zurück - bisher. Während in der ersten Jahreshälfte etwa die Hälfte der Bevölkerung das Thema für wichtig hielt, gab es in den Monaten Juli und August einen Anstieg um 10 Prozentpunkte auf über 60%. Auch fanden mehr Menschen einen Anlass zum Nachdenken über den Klimawandel als in den Vormonaten. Der Klimabesorgnismonitor hat die Hintergründe beleuchtet.
Der Klimabesorgnismonitor bildet seit Sommer 2022 die Einstellung der Bevölkerung rund um das Thema Klimawandel ab. Dabei zeigt sich: Die wahrgenommene Relevanz des Themas unterlag einem sinkenden Trend. Waren es im August 2022 noch 71%, die das Thema als sehr wichtig empfanden (7-10 Punkte auf einer Skala von 0 bis 10), ging dieser Wert fast zwei Jahre lang zurück und lag in der ersten Jahreshälfte 2024 nur mehr bei etwas über 50%. Erstmals in den Sommermonaten Juli und August 2024 stieg der Anteil jener, die das Thema Klimawandel für wichtig halten, wieder auf 60% an.
Großer Einfluss der Wertewelt
Wenngleich man aufgrund der Klimademonstrationen Gegenteiliges vermuten möchte, ist die Relevanz des Klimathemas über alle Altersklassen weitgehend vergleichbar. Dagegen macht die Wertewelt einen grundlegenden Unterschied in der Haltung. Dies zeigt sich anhand der sozialen Milieus. Speerspitze der Klimabewegten sind die sogenannten Progressiven Realisten, die sich um die Zukunft sorgen. Im Gegensatz dazu herrscht im Hedonistischen Milieu die Haltung „Ich lebe jetzt, alles andere ist mir egal“ vor. Dabei driften die gesellschaftlichen Gruppen in dieser Frage zunehmend auseinander.
In besonderem Ausmaß nimmt die Sorge um die Klimakrise in der modernen Mitte, dem Adaptiv-Pragmatischen Milieu, wieder zu. Zwei Drittel von ihnen geben dem Thema nun eine sehr hohe Relevanz – vor einem Jahr waren es nur etwas mehr als die Hälfte.
Aktuell mehr Anlass zum Nachdenken über den Klimawandel
46% der Befragten geben an, in den letzten 7 Tagen einen Anlass zum Nachdenken über den Klimawandel gehabt zu haben. Das ist der bisherige Höchstwert des Jahres 2024 und wurde lediglich in den Sommermonaten 2022 und 2023 aufgrund starker Hitzewellen und Flutkatastrophen übertroffen. Bemerkenswert ist hier vor allem, dass trotz der hohen Wahrnehmung von Wetterkapriolen im Vorjahr kein Anstieg des Klimabewusstseins zu verzeichnen war, im Unterschied zur aktuellen Situation. „Wir haben in den letzten Jahren Abstumpfungseffekte gesehen. Andere Probleme und Krisen wie Inflation und der Ukrainekrieg wurden wichtiger als die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel. In diesem Sommer scheint aber für zunehmend mehr Menschen der Punkt erreicht, wo man die Auswirkungen der Klimakrise nicht mehr übersehen kann.“, meint Bertram Barth, Geschäftsführer von INTEGRAL.
Die Mehrheit erklärt sich grundsätzlich zu Verhaltensänderungen bereit
6 von 10 Befragten sind „sicher“ oder „eher schon“ bereit, ihr Verhalten zu ändern, um einen Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten. Auch hier gab es einen Rückgang seit dem Spitzenwert von 71 % im August 2022 bis Jänner 2024; seither zeigt aber der Trend wieder in die andere Richtung. Dazu Barth: „Es sind wie immer die gehobenen Milieus, die sich besonders veränderungswillig zeigen. Auffällig ist aber, dass auch die moderne Mitte der Gesellschaft wieder stärker beunruhigt ist und in zunehmendem Ausmaß zu Verhaltensänderungen bereit ist. Allerdings glauben viele gleichzeitig, dass das eigene Verhalten wenig bewirkt. Deswegen braucht es konkrete Hinweise und überzeugende Argumente für einen wirksamen Umgang mit der Klimakrise.“
Methodischer Hinweis
Dies sind Ergebnisse aus dem Klimabesorgnis-Monitor, für den monatlich 500 Personen aus dem Austrian Onlinepool online befragt werden, repräsentativ für die österreichische Bevölkerung Im Alter von 16 bis 75 Jahren. Der Austrian Onlinepool und der Klimabesorgnis-Monitor werden von INTEGRAL und SPECTRA gemeinsam betrieben. Die letzten beiden Messungen fanden von 25.-30. Juli und von 22.-27. August 2024 statt.